Pilze statt Polymere in der Elektronik
Es klingt wie postapokalyptische Science Fiction: „MycelioTronics“ – Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehen in der Haut von Pilzen die Trägersubstanz für Elektronik von morgen. An der Uni Linz wird seit Jahren mit dem „Glänzenden Lackporling“ als Stoff in der Physik gearbeitet, zum Beispiel alternativ zu Styropor als Isolationsmaterial. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass sich das Material auch für nachhaltige Elektronik anbietet. Zur Herstellung des Zellstoffs benötigt man nur genügend Abfallholz, damit der Pilz darauf wachsen kann. Energieeffizienz vom Feinsten.
Bisher werden als Leiterplatten Polymere verwendet, also chemische Verbundstoffe aus langkettigen Molekülen, die sich nur schwer trennen und recyclen lassen. Pilzhaut ist dagegen biologisch abbaubar. Außerdem brilliert sie durch Robustheit, Flexibilität und Hitzebeständigkeit bis zu 250° Celsius. Die Linzer Forscher sehen erste Anwendungen in der Medizintechnik.
Werden die Städte der Zukunft durchzogen von Datenhighways aus Myzelien sein, mit organischen Oberflächen an Wolkenkratzern, statt sterilen, geradlinigen Glas- und Metallstrukturen? Wer weiß. Sicher ist, dass der Rohstoff sehr vielversprechend und noch wenig erkundet ist.
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