Zweites Expertengespräch | Der Weg der Lebensmittel
Auch beim zweiten Fachgespräch sind wieder circa 70 Schülerinnen und Schüler zu den Themen „Logistik und Einkauf“ mit den Projektpartnern ins Gespräch gekommen.
Schnell wurde klar: Neben den Verkaufsstellen selbst, sind Einkauf und Logistik Herzstücke der Arbeit eines Supermarkts oder Discounters. Ohne Einkauf und Logistik wären die Waren schließlich nicht im Laden. Es stellen sich also konstant Fragen der Optimierung und Steigerung der Effizienz, zum Beispiel etwa wie die Waren schneller in den Supermarkt gelangen oder wie die Produkte günstiger angeboten werden können.
- Diskussionsrunde: Logistik
- Es ist noch nicht vollständig absehbar, wie sich der Ukrainekonflikt auf die Logistik und den Einkauf auswirken wird. Die Ukraine und Russland stehen beispielsweise für 14% der weltweiten Weizenproduktion, aber für rund 30% der weltweiten Weizenlieferungen. (www.faz.net)
- Die Ukraine produziert zudem viel Nutztierfutter. Das heißt, dass sich der Konflikt wird auch auf Fleisch- und Milchprodukte auswirken kann, die nicht aus der Ukraine stammen.
- Unsicherheit wirkt sich auch auf das Einkaufsverhalten der Kund:innen aus, sodass sich Discounter oder Supermärkte in Krisen oftmals kurzfristig an die Bedürfnisse ihrer Kund:innen anpassen müssen.
- Die größte Herausforderung der Logistik besteht darin, möglichst schnell und flexibel auf sich ändernde Voraussetzungen zu reagieren. Moderne IT-Strukturen können beispielsweise dabei helfen, LKW-Fahrten besser zu managen und die gefahrenen Kilometer zu minimieren, um den Transport umweltfreundlicher zu gestalten.
- Künstliche Intelligenz (KI) wird genutzt, um den Bedarf der Konsumenten vorauszusagen. Unter der Woche sieht der Bedarf zum Beispiel anders aus als am Wochenende. KI erkennt die Verhaltensweisen der Kundschaft überträgt diese in die Zukunft.
- Auch im Lager helfen digitale Systeme dabei, einen Überblick über den Bestand zu halten.
- Diskussionsrunde: Einkauf
- Künftige Herausforderungen in der Lieferkette werden Knappheit und Ressourcenmangel sein.
- Gleichzeitig wird Tierwohl auch für die Verbraucher immer wichtiger. ALDI Nord hat beispielsweise einen Haltungswechsel bei Fleisch- und Milchprodukten angekündigt: Bis 2030 soll es im Sortiment nur noch Fleisch- und Milchprodukte aus den höheren Haltungsstufen 3 und 4 geben. Gleichzeitig brauchen solche Umstellungen aber auch einen grundlegenden strukturellen Wandel in der deutschen Landwirtschaft. Damit dieser gelingt, sind alle beteiligten Akteure gefordert, z. B. Händler, verarbeitende Industrie, Politik und Landwirtschaft.
- Moderne Handelsbeziehungen sind wie ein hochkomplexes Uhrwerk, in dem alle Stellschrauben miteinander verzahnt sein müssen.
- Wenn ein Händler ein neues Produkt entwickelt, wird in der Regel zunächst eine ausgiebige Marktanalyse durchgeführt. Es wird zudem geprüft, ob das Produkt beispielsweise zu adäquaten Konditionen angeboten werden kann. ALDI Nord berichtet, dass sie ein neues Produkt gelegentlich auch erst in einigen Filialen testen, bevor es in alle Filialen geht.
- Zuletzt wird geprüft, ob ein Lieferant das Produkt in den klar definierten Spezifikationen anbieten kann. Die Wahl seiner Lieferanten ist für Händler eine wichtige strategische Frage.
- Wichtige Kriterien eines Händlers für die Auswahl der Lieferanten sind: Werden bestimmte Produktionsbedingungen eingehalten? Werden Qualitätsbedingungen eingehalten? Kann der Lieferant die benötigten Mengen zum benötigten Zeitpunkt liefern? Wenn ein Lieferant alle Kriterien erfüllt, wird ein Vertrag mit klaren Bedingungen und Preisen ausformuliert.
- Zu den Produktionsbedingungen, die ein Händler vorgibt, können auch Nachhaltigkeitsaspekte oder die Einhaltung von Arbeitsbedingungen und Menschenrechten gehören.
- Bei ALDI Nord zum Beispiel, wird bei Verstößen gegen vorgegeben Standards im Rahmen der Möglichkeiten zunächst dafür gesorgt, dass die Produktionsbedingungen verbessert werden. Falls schwere Verstöße – etwa gegen Menschenrechte – bestehen bleiben, ist es für ALDI Nord als letztes Mittel aber auch möglich, Lieferanten zu blockieren oder die Geschäftsbeziehung einzustellen.
- Wenn es einen Vorteil bietet, werden manchmal auch Zwischenhändler genutzt, z. B. wenn sie einen besonderen Zugang zu Waren bieten, den es sonst direkt nicht gäbe.
- Je nach Ware und Warengruppe kann der gesamte Einkaufs- und Planungsprozess auch mal fünf Monate bis anderthalb Jahre in Anspruch nehmen. Je länger die Lieferkette, desto langwieriger und komplizierter der Prozess.